Zimmer 1 - Wahrsagen, Kräuterkunde, Zaubertränke

Daiki nickte. "Du sagst es. Ich glaub, das hat etwas mit diesem Neuen zu tun. Wie hiess er nochmal? Jiro?" Der Grössere war wieder einmal erstaunt, wie genau Mao etwas oder jemanden beschreiben konnte... so viele Wörter in einem Satz zu benützen, kam Daiki nicht mal in den Sinn.
Der Rest der Klasse hatte sich mittlerweile aus dem Zimmer begeben, einige von ihnen lachten schadenfroh und Daiki rief ihnen nach: "Ihr seid nächstes Mal dran, das hab ich in dieser Tasse gelesen!" Zur Demonstration hielt er eine der Tassen in die Luft und schwenkte sie hin und her. Was er dabei jedoch vergass, war, dass die Tasse noch ganz nass und voller Schaum war - was dazu führte, dass sie Daiki aus der Hand rutschte und klirrend zu Boden fiel.
Der Wolfsjunge blickte auf den Boden, wo überall Glasscherben lagen. "Oh Verdammt", brummte er und schaute möglichst unauffällig zu Mrs. Stone. Das Geräusch beim Aufschlag hatte sie bestimmt gehört...
Rasch bückte Daiki sich und begann, die einzelnen Scherben mit den Händen zusammenzukehren. Natürlich versuchte er, möglichst vorsichtig zu sein, konnte es dann aber doch nicht vermeiden, sich an den scharfen Kanten zu schneiden. Gleich quoll Blut aus der Schnittwunde und der Junge verfluchte die Tasse dafür.

"Jaah, glaub ich auch.. Vielleicht ruft er bei ihm sowas wie einen Beschützerinstinkt hervor oder so-" Das Klirren der in tausend Stücke zerberstenden Tasse untervrach ihn harsch. Nach einem Blick zu Ms. Stone, welche bloss kurz die Augen verdrehte und dann auf die Scherben tippte zum Zeichen, dass sie sie aufnehmen sollten, kniete er sich hin und half Daiki, sie aufzulesen.
Er griff vorsichtig nach den Scherben, darauf bedacht, sich nicht daran zu schneiden. Dann aber warf er einen kurzen Blick auf Daiki's Hände: "Daiki, du hast dich ja verletzt!" Kurz entschlossen nahm der kleine Wolf die Hand des Grösseren, führte sich den verletzten Finger an die Lippen und saugte etwas daran. All das nur, um die Blutung zu stoppen und die Wunde zu desinfinzieren.

Auch Daiki entging Ms. Stones Blick nicht. Sie hatte Daikis Unglück definitiv gesehen, rollte aber nur mit den Augen und setzte sich an ihren Schreibtisch.
Der Wolfsjunge wollte gerade nach dem Abtrocktuch greifen, um sich das Blut vom Finger zu wischen und die Blutung zu stoppen - doch Mao war schneller. Nur tat der Kleine etwas eher... Unerwartetes. Erschrocken schaute der Ältere erst seinen verletzten Finger, dann Maos Lippen an. Das tut er doch jetzt nicht wirklich, oder?!, dachte er sich, die Augen immer noch geweitet. Als wäre es nicht schon genug, dass er sich eh schon ziemlich zusammenreißen musste, überhaupt in Gegenwart von irgendjemandem zu sein, musste auch noch der kleine Mao an seinem Finger saugen. Daiki kam sich vor wie in irgendeinem schmutzigen Filmchen, in welchem ein unschuldig aussehendes Mädchen einen Typen verführen wollte. Bloss waren sie in keinem Film und Mao kein Mädchen. Der Grössere spürte langsam seine Erektion und konnte sich endlich wieder fassen. Kurz räusperte er sich, dann nahm er seinen Finger abrupt aus Maos Mund und stand auf. "Uh... danke", meinte er und suchte nach irgendeinem Spruch, doch zu dieser Situation liess sich einfach keinen finden. Schnell leerte er das Scherbenhäufchen in den Abfalleimer, mit einem Blick zu Ms. Stone. "Ich glaub, wir sollten zur nächsten Stunde." Damit ging er zur Tür und eilte die Treppen hinunter.

[Mathezimmer]

Mao's Wangen färbten sich knallrot, als er bemerkte, wie sein Verhalten interpretiert werden konnte - er erinnerte sich an gewisse Witze, welche die andern Jungs mal mit Bananen gemacht hatten... Er wollte gerade den Mund öffnen und Daiki's Finger frei machen; als dieser ihn schon selbst entzog.
Mao erwartete die üblichen perversen Witze, doch stattdessen war der sonst nicht auf den Mund gefallene Junge ungewöhnlich still.Was war bloss los mit ihm..? "Danke", sagte er sogar! "B-bitte..." Mao stand hektisch auf, und eilte Daiki nach. "Bitte entschuldigen Sie, Ms. Stone! I-ich werd das das nächste Mal gutmachen!", meinte er, und warf Ms. Stone einen demütigen Blick zu. Schliesslich hatte Daiki eine Tasse zertrümmert und die beiden hatten noch nicht einmal alle restlichen Tassen abgewaschen!
Trotzdem hatte Daiki Recht - wenn sie noch länger blieben, würden sie beim nächsten Lehrer keinen guten Eindruck machen...

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