Zimmer 2 - Mathe, Geschichte I&II, Sprache, Klassenrat (,indiv. lernen)

[kommt noch]

Mr. Fletcher (Mathelehrer)

[von seinem Zimmer]

Mr. Fletcher stiess die Tür des Klassenzimmers auf - missgelaunt, wie er es morgens immer war. Mit einem tiefen Seufzen legte er seinen Papierstapel auf den Schreibtisch am Kopf des Zimmers. Er war schon lange Lehrer hier auf dem Jungeninternat und wusste, dass er nicht damit rechnen musste, dass auch nur ein Schüler pünktlich zum Unterricht kam. Oder zumindest nicht zu seinem.
Er blickte die leeren Bänke vor sich an und fragte sie abermals, wieso er eigentlich immer noch hier Schule gab. Irgendwie konnte er einfach nichts mit diesen Jugendlichen anfangen - was einen Lehrer doch wohl genau ausmachen sollte, aber Fletcher wollte sich wirklich nicht mehr die Mühe machen, sich einen anderen Job zu suchen. Ausserdem hatte er hier einen Schlafplatz frei, zudem warme Mahlzeiten und angemessene Freizeit. Also alles, was jemand wie er brauchte.
Von den Gängen her hörte er schon die Stimmen und das Gelächter der Schüler. Um keine Minute der gegebenen Zeit zu verschwenden, schlug er schon sein Buch auf, in welchem er überall Gekritzel hatte. Viel weniger Lösungen, eher Rechnungen, die zwar nichts mit dem aktuellen Thema zu tun hatten, aber Mr. Fletcher löste auch in seiner Freizeit Matheprobleme (natürlich viel komplexer als man sie in der Schule durchnahm). Irgendwie brachte es ihn wieder etwas auf den Boden, wenn er sich wieder einmal über einen der Schüler aufregte.
Anschliessend griff er nach einer der in Kleinteile zerbrochenen Kreidestücke und schrieb die erste Aufgabe an die Tafel, wobei ein ekliges quitschendes Geräusch entstand - nicht, dass es Fletcher gestört hätte, er war es sich nach all diesen Jahren gewohnt. In Gedanken überlegte er sich, wen er nach Vorne rufen sollte, um die Aufgabe zu lösen. Einen der Neuen? Oder vielleicht doch wieder einen der Störenden Jungs?

[Zimmer 1, Wahrsagen]

Auf dem Weg vom Wahrsage zur Mathelektion versuchte Daiki krampfhaft, Mao aus dem Kopf zu kriegen. Wieso musste dieser denn auch an seinem Finger saugen? Als wäre das nötig gewesen... Der Junge seufzte und versuchte an etwas anderes zu denken. Er trat ins Zimmer ein und setzte sich an einen der noch freien Plätze - einige seiner Mitschüler warteten bereits, andere schienen sich wohl irgendwie verlaufen zu haben oder schwänzten.
Daiki blickte nach vorne, wo der Mathelehrer stand und irgendetwas an die Tafel kritzelte. Da der Braunhaarige sowieso nicht vorhatte, gross aufzupassen, legte er den Kopf auf die Tischplatte und blickte gedankenverloren aus dem Fenster.

[Zimmer 48]

Endlich hatte Ren das Schulzimmer gefunden. Zu seiner Erleichterung sassen die meisten Schüler noch nicht an ihren Plätzen, es fiel also niemandem auf dass er erst jetzt kam. Suchend sah er sich nach einem guten Platz um und entdeckte gleich darauf einen freien Stuhl, der auf ihn extrem einladend wirkte. Denn auf dem Stuhl daneben sass ein schwarzhaariger Junge, der den Kopf auf die Tischplatte gelegt hatte und aus dem Fenster starrte. Perfekt, dachte sich Ren. Keine nervigen Leute um ihn herum, die ihn ständig wegen irgendwas störten.
Ren steuerte auf diesen Platz zu und setzte sich. Vielleicht hätte er der Höflichkeit halber fragen müssen, ob überhaupt noch frei war oder er für jemanden reservierte, aber die Körperhaltung des Jungen zeigte eindeutig, dass er nicht gestört werden wollte. Also tat Ren einfach so, als wäre sein Tischnachbar nicht da, und sah nach vorne an die Wandtafel.

Während der Lehrer, Mr. Fletcher, irgendetwas mathematisches von sich gab und hin und wieder ein paar Schüler aufrief, war Daiki kurz davor, einzuschlafen. Irgendwann drehte er seinen Kopf aber doch und blickte zu seinem Sitznachbarn, welcher ihm überhaupt nicht bekannt vorkam. War er etwa auch einer der neuen Schüler? "Na, auch schon geschafft? Ist schon die dritte Stunde." Daiki lachte und sah den Schüler an, neugierig, wieso dieser erst jetzt hier war.

Eine ihm unbekannte Stimme riss Ren aus seinen Gedanken. Er sah sich um und bemerkte, dass sein Sitznachbar doch nicht schlief, wie er eigentlich gedacht hatte. "Naja...", begann Ren und wusste nicht, was er ihm erzählen sollte. Hey, ich bin neu hier und habe gerade versucht euren Direktor zu verführen damit er mich von der Schule schmeisst. Ren musste grinsen. Diese ganze Situation war einfach zu komisch. Und mit dieser Antwort hätte er sicherlich eine interessante Reaktion bekommen. Dennoch verzichtete er darauf und sagte stattdessen nur "Es hat eine Verzögerung gegeben."

Daiki nickte auf die Antwort des Jungen, eine Augenbraue hochgezogen. Das Grinsen seines Mitschülers schien irgendetwas zu heissen, doch Daiki wollte ihn ja nicht gleich während seiner ersten Lektion hier mit Fragen löchern, also grinste er zurück. "Ich bin übrigens Daiki."
Plötzlich fiel dem Braunhaarigen etwas ein. "Sag mal, bist du etwa mein Zimmergenosse? Der sollte nämlich schon lange hier sein aber ist bisher nicht aufgekreuzt.."

"Ich bin Ren." Okay, sich einander vorstellen ist immer ein guter Anfang, wieso also nicht. Er war also Rens Zimmergenosse? Immerhin wirkte er schonmal ziemlich nett. "Hm, das kann gut sein, man hat mir noch nicht gesagt, mit wem ich mein Zimmer teile. Ich bin in Zimmer 48, und du?"
Daiki machte einen freundlichen Eindruck auf Ren, weshalb er versuchte, seine Wut nicht zu zeigen. Denn für Rens Vater und sein Verhalten konnte Daiki nun wirklich nichts. Als Ren seine Beine ausstreckte, hakte der Peilsender am Tischbein ein. Es fühlte sich an, als würde das Band mitten in sein Bein schneiden und ihm alles Blut abdrücken. Ren schnitt eine Grimasse und zog den Fuss rasch zurück, um den Sender weiter nach unten zu schieben, wo das Band nur noch lose über seinen Knöchel hing. Wie konnte er dieses Ding bloss loswerden?

Daiki grinste. Endlich hatte er wieder mal einen Zimmergenossen, immer alleine zu sein, war ganz und gar gegen die Natur des Braunhaarigen. "Dann sind wir echt Zimmergenossen!"
Lächelnd blickte er Ren an und legte den Kopf schräg, als er ein klirrendes Geräusch hörte. Doch der Junge dachte nicht weiter darüber nach und legte den Kopf wieder auf die Tischplatte, den Blick zum neuen Schüler gerichtet. "Was war denn das für 'ne Verzögerung? Hast du etwa vergessen, dass du zur Schule musst?" Daiki lachte, wofür er einen strengen Blick des Lehrers erntete.

Ren musste lächeln. Daiki schien sich wirklich zu freuen, ihn als Zimmergenossen zu haben. Ren fiel wieder einmal auf, wie schlecht er Menschen einschätzen konnte. Sein erster Eindruck von Daiki hätte nicht falscher sein können: Ein ruhiger, eher zurückgezogener Junge, der sich für seine Umwelt so gut wie nicht interessierte. Ren schüttelte lachend den Kopf.
Als Daiki lachte, warf der Lehrer einen bösen Blick in seine Richtung. Ren nahm sich vor, etwas leiser zu sprechen, um an seinem ersten Schultag nicht noch negativer aufzufallen. Aber ein nicht ganz so kleiner Teil von ihm wollte unbedingt lauter sprechen und der ganzen Klasse erzählen, wieso er zu spät gekommen war. Ren biss sich auf die Lippe, um ein lautes Lachen zu unterdrücken. Dann wandte er sich wieder Daiki zu. "Mein Vater hatte erst heute Morgen Zeit, um mich herzufahren." Das entsprach sogar der Wahrheit, zumindest teilweise.
Nun baute sich Mr. Fletcher vor den beiden auf und sah streng auf sie hinunter. "Was gibt es denn so Wichtiges, das nicht ausserhalb meines Unterrichts besprochen werden kann?" Ren hob langsam eine Augenbraue. Er mochte es nicht, wenn jemand von oben auf ihn herabschaute. Also stand er auf und lächelte den Lehrer an. "Ist mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen. Obwohl ich das Gefühl nicht loswerde, dass ich Sie schon mal irgendwo gesehen habe..." Ren legte den Kopf leicht schief. "Vielleicht in den Nachrichten? Das könnte sogar sein, mit dem Gesichtsausdruck würden Sie glatt als Serienmörder durchgehen." Ren lächelte und streckte dem Lehrer die Hand hin. "Ren Saeki. Und Ihr Name ist...?"

[Vom Zimmer 1, Wahrsagen]

Cai war froh, dass Ms. Stone sie nicht weiter ausgefragt hatte, was hätte er denn auch sagen sollen? Er hätte sich verlaufen, auch wenn er letztes Semester schon in diesem Zimmer Unterricht hatte?
Auf dem Weg zur nächsten Stunde blickte er immer wieder zu Mizuki, neben welchem er herging. Am liebsten hätte er seine Hand ergriffen, doch er hatte kein gutes Gefühl dabei, den Jüngeren anzufassen, wer wusste schon, ob er vielleicht nicht in den Gängen über ihn herfallen würde.
Im nächsten Zimmer angekommen, setzte sich Cai an einen der noch freien Plätze und versuchte, sich irgendwie abzulenken, um nicht an Mizu zu denken. Er passte sogar hin und wieder im Unterricht auf.
Als Mr. Fletcher plötzlich mit einem neuen Gesicht zu sprechen begann, horchte Cai auf. War es wohl ein weiterer Schüler? Mr. Fletcher selbst stieg die Wut in's Gesicht. "Wie bitte?! Wie redest du denn mit mir!" Die Hand des Schülers ergriff er natürlich nicht und drehte sich bloss um, um zurück zur Tafel zu gehen. Streng blickte er zu Ren. "Ich werde dies melden, Bürschen, verlass dich drauf." Damit wandte er sich vom Hellhaarigen ab und schrieb einige Aufgaben auf, welche die Schüler nun für sich lösen sollten.
Cai hatte das Geschehen mit einem Grinsen beobachtet. Er mochte den Neuen jetzt schon, auch wenn es für dessen erster Schultag schon etwas heftig war. Rasch stand der Wolfsjunge auf und zog seinen Stuhl zu den Pulten von Daiki und dem Neuen heran. "Dieser Typ hasst seinen Job fast so sehr wie uns Schüler.." Er lachte und blickte zum neuen Schüler, welcher sie ja vorhin als Ren vrogestellt hatte. "Ich bin übrigens Cai."

Mit einem breiten Grinsen setzte sich Ren wieder. Er liebte es, Lehrer auf die Palme zu bringen! Und dass er es dem Direktor melden wollte... Ren fragte sich, ob ihn dieser wohl ins Direktorat zitieren oder es einfach sein lassen würde; für beide Optionen hätte er gute Gründe.
Ren drehte sich überrascht um, als sich plötzlich jemand neben ihn setzte. Er machte einen netten Eindruck auf Ren, war aber offensichtlich nicht sehr interessiert am Unterricht. Also ein durchschnittlicher Schüler. Trotzdem sah Ren in Cais Augen, dass dieser anders war als die normalen, langweiligen Schüler. Wenn er es hätte beschreiben müssen, dann sah Cai viel... lebendiger aus.
"War der schon immer so?" Er deutete nach vorne auf den Lehrer, der ihn mit hochrotem Kopf böse anstarrte und beinahe zu explodieren schien. "Ich meine, dafür muss es doch irgendeinen Grund geben. Seine Frau hat ihn verlassen, sein Kind ist gestorben, vielleicht ist sein Haustier weggelaufen... Irgendwas? Oder hasst er generell die ganze Welt?" Ren sah den Schüler, welcher sich vorhin als Cai vorgestellt hatte, fragend an.

Cai lachte über Ren's Spekulationen und zuckte unwissend mit den Schultern. Diese Frage hatten sich alle Schüler schon einmal gestellt, wenn nicht sogar jede Stunde, die sie bei Mr. Fletcher verbringen mussten. "Naja", meinte Cai, "dass der jemals eine Frau hatte, kann ich mir kaum vorstellen, geschweige denn ein Kind... aber er ist ein richtiger Homphobe, keine Ahnung, was er überhaupt auf 'nem Jungsinternat verloren hat..." Cai seufzte, als er an die beleidigengen Kommentare des Lehrers dachte. Sie waren grundsätzlich nicht an ihn gerichtet, aber es was dennoch absolut unangepasst. Und jetzt, da er und Mizuki endlich zusammen gekommen waren, befürchtete der Wolfsjunge, dass der Lehrer vielleicht sogar Mizu angreifen würde.

"...und falls er doch eine Familie hatte, tut sie mir irgendwie leid.", fügte Ren hinzu. Als das Wort 'homophob' fiel, bekam er einen so heftigen Lachanfall, dass er das Gefühl hatte mitsamt seinem Stuhl umzufallen. Der Rothaarige hatte auch nie etwas für Schwule übrig gehabt, was in wunderbarer Ironie dazu stand, was er an diesem Internat als Erstes getan hatte. Als er sich wieder beruhigt hatte, murmelte Ren "Sorry", grinste aber noch immer. Er wollte gar nicht wissen, was mittlerweile alle von ihm dachten. Wahrscheinlich hielt ihn schon die ganze Klasse für nicht ganz dicht, weil er immer wie aus dem Nichts zu lachen anfing. Er schüttelte leicht den Kopf, um diesen Gedanken loszuwerden. Selbst wenn ihn alle hassten, er hatte schliesslich nicht vor, allzu lange hier zu bleiben.

Ein Lachen kam von Cai und er hoffe, Mr. Fletcher hörte ihnen nicht mehr zu. "Naja, zwei Stunden pro Woche bei dem geht ja noch so..." Als Ren plötzlich zu lachen begann, wenn nicht sogar einen Lachanfall kriegte, blickte Cai den Neuen nur verwirrt an. Was war denn jetzt plötzlich mit dem los? Lachte er etwa, weil der Wolfsjunge erwähnt hatte, dass Mr. Fletcher ein Homophobe war...? Zu Ren's 'Sorry' nickte Cai nur, immer noch ziemlich verwirrt.
Der Dunkelhaarige wandte den Blick erst zu Mizuki, welchen sich wohl auf den Stoff konzentrierte, und dann zur Uhr. Ein erleichtertes Seuftzen kam aus seinem Mund - bald war die Stunde vorüber.

Auch Daiki war sichtlich verwirrt, als Ren so plötzlich zu grölen begonnen hatte. War irgendwas mit Mr. Fletcher oder einen der anderen Schüler? Kaum merkbar schüttelte Daiki den Kopf - ganz sicher hätte er das mitbekommen.
"Hey Ren", meinte der Wolfsjunge mit einem Grinsen, "hast du auch irgendwelche Kräfte oder so?" Er hatte sich dies schon gefragt, seit er den neuen Schüler gesehen hatte, denn jeder hier hatte irgendeine spezielle Fähigkeit oder konnte eine Gestalt annehmen beziehungsweise glich einer. Doch Daiki konnte keine Anzeichen - Öhrchen, Schwanz oder ähnliches - an dem Jungen sehen.

Ren war sich nicht sicher, was er auf diese Frage antworten sollte. Schliesslich kannte er seine eigene Fähigkeit kaum, denn diese war tief in ihm versiegelt und in seinem ganzen Leben erst zwei Mal zum Vorschein gekommen. Und beide "Vorfälle", wie sein Vater es immer genannt hatte, lagen schon Jahre zurück. "Ich habe die Fähigkeit, Feuer zu kontrollieren." Ren machte eine Pause. "Aber... Es muss wohl etwas Schlimmes passiert sein, als ich noch klein war. Jedenfalls hat mein Vater alles so stark versiegelt, dass ich gar nicht mehr willentlich darauf zugreifen kann. Nur noch, wenn ich wirklich wütend bin und am liebsten jemanden verbrennen möchte."
Ren wunderte sich über sich selbst. Wieso um alles in der Welt war er so offen zu seinen neuen Klassenkameraden? Er kannte die beiden noch gar nicht, und trotzdem wussten sie schon mehr über ihn, als Ren seinen langjährigen Freunden aus seiner alten Klasse jemals erzählt hätte.

[haha noch vom Frühstück ^^' sagen wir einfach mal dass er auch in der anderen Stunde war ^^]
Raiyne folge den anderen Schüler in das nächste Zimmer. Mathe. Na super, dachte sich der Langhaarige. Mathe war nicht so schlimm wie ahrsagen, was sie ja gerade hatten, aber sein Lieblingsfach war es bei weitem nicht. Aber es würde ihm bestimmt nicht so schwer fallen, da er schon immer ein logisches denken hatte.
Es aren erst zwei weitere Schüler und der Lehrer im Zimmer. Er musterte alle drei kurz und setzte sich in der hintersten Reihe auf den erstbesten Platz und seufzte in sich hinein. Es war ihm immer noch nicht klar warum ihn seine selbsternannte Pflegemutter in eine Schule, dazu noch ein Jungeninternat schickte. Es war ja wohl klar dass es ihm schwer fallen würde einen Platz zu finden.
Er verdrängte die schlechten Gedanken und legte Papier und Schreibmaterial bereit.

Daiki grinste begeistert - jemand der Feuer entfachen konnte! Er selbst fand das Feuer schon immer interessant und irgendwie war es auch etwas abenteuerlich und aufregend. Und natürlich auch mit Risiko verbunden. Dies wurde dem Wolfsjungen wieder einmal klar, als er Ren's Gesichtsausdruck sah. Es musste ihn wohl belasten, nicht wirklich zu wissen, welchen Schaden er damals hergerichtet hatte. Als der Neue sagte, sein Vater hätte seine Fähigkeiten versiegelt und er könne seine Fähigkeiten nicht beherschen, wurde Daiki nur noch neugieriger. "Ist denn schon mal was passiert, als du wütend warst?" Er war sich nicht sicher, ob er überhaupt fragen sollte, doch seine Neugier war zu gross und es war irgendwie einfach sein Charakter.

[Vom Zimmer 1, Wahrsagen]

Jiro setzte sich an einen der freien Plätze und schaute sich im Zimmer um. Er hatte es glücklicherweise schnell finden können - dank seinen Mitschülern, mit welchen er hergekommen war. Der Katzenjunge fühlte sich von Minute zu Minute wohler hier und er lächelte gut gelaunt. Das Wahrsagen hatte ihm sehr gefallen, er mochte solche Dinge. Ausserdem war Lyall wieder einmal wirklich nett zu ihm gewesen, worüber Jiro unheimlich froh war, schliesslich waren sie ja Zimmerkameraden und da sollte man sich ja schon gut verstehen.
Während sein Blick durch den Raum schweifte, erblickte er Raiyne im hinteren Teil des Raumes. Jiro war nicht ganz klar, wie er den Mut aufbrachte, doch irgendwie schaffte er es, zum Schwazhaarigen nach hinten zu laufen und neben ihm Platz zu nehmen. "Ist hier noch frei?", erkündigte er sich mit einem scheuen Lächeln und blickte Raiyne von der Seite an.

Ren zuckte zusammen, als er sich an einen seiner Ausbrüche erinnerte. Unwillkürlich spannte er sämtliche Muskeln in seinem Körper so sehr an, dass er sogar zu zittern begann. Ren fühlte sich, als würde er in einen Abgrund stürzen. Alle Erinnerungen, die er lange Zeit verdrängt hatte, tauchten nun wieder vor seinem inneren Auge auf. "Ach nein, wie süss ist das denn: der kleine Ren fängt an zu heulen!" - "Ist das das Einzige, worin du gut bist? Ich seh dich nämlich nie etwas anderes machen." - "Und du willst besser werden als dein Bruder? Keine Chance, Kleiner!" - "Sieh dich doch nur an... Du wirst nie irgendwas erreichen!"
Ren klammerte sich an der Tischplatte fest und starrte auf seine Hände. Er versuchte, diese Erinnerungen aus seinem Kopf zu verbannen, aber es gelang ihm nicht. Die ihm bereits bekannte Wut stieg wieder in Ren hoch und verdrängte alle anderen Gedanken. Er wusste nicht mehr, was er dagegen tun sollte, also entschied er sich kurzerhand dafür, sich selbst in die Hand zu beissen. Der Schmerz holte ihn wieder in die Realität zurück, und als er auf die Tischplatte sah, erschrak Ren. Dort, wo er sich festgehalten hatte, war der Tisch ganz schwarz und verkohlt. Er sah zu Daiki hinüber. "Naja... Ich...", stotterte Ren, dann fasste er sich und lächelte. "Ich würde lieber nicht darüber reden."

Raiyne hatte gernicht gemerkt wie Jiro ins Zimmer gekommen war und auf ihn zusteuere, er war viel zu beschäftigt damit aus dem Fenster zu starren.
Als er die ruige und etwas unsichere Stimme des Mausejungen hörte, ob der Platz neben Raiyne noch frei war, drehte der sich zu Jiro und nickte. "Klar", war seine knappe Antwort dazu.
Raiyne sah zur Tür. Von Jiros Zimmergenossen war weit und breit keine Spur, was Raiyne verwunderte. Naja, eigendlich besser so. Ich hab echt keinen Bock auf Streit, dachte der Schwarzhaarige und liess seinen Blick weiter durchs Schulzimmer schweifen.
Das der eine der beiden anderen Schüler, welche vor ihm im Zimmer waren, zitterte, ignoerierte er.
Es schien aber so als könnten sich alle hier ziemlich gut kontrollieren.
Wie lange dauert es wohl bis ich die Beherschung verliere? Das Siegel kann wohl kaum stärker sein als ich. Das wäre eine Wunder.
Raiyne seufzte. Er hatte das Gefühl als würde seine Schwester Luna ihm eine Hand auf die Schulter legen und wirbelte erschrocken herum. Hinter ihm war jedoch nur die weisse Wand des Klassenzimmers. Raiynes AUgen waren geweitet und das rot schien zu leuchten. Der Black Angel klammerte sich an seine Stuhllehne.

Daiki starrte den Neuen mit offenem Mund an. Hat der sich grad ernsthaft in die Hand gebissen?! Und als hätte ihn das nicht sonst schon genug verwirrt, hinterliess Ren auch noch Brandspuren am Tisch. Ungläubig und gleichzeitig besorgt und alarmiert blickte Daiki sein Nebenan an. "Bist du okay?!" Mit geweiteten Augen sah er auf Ren's Hand, welche einen Abdruck dessen Zähne zeigte. 
So war es wohl, wenn Ren die Beherrschung verlor... Daiki war sich nicht sicher, ob er nachfragen sollte, denn einfach den Tisch anzukohlen, war definitiv nicht normal. Andererseits hatte er auch das Zittern in Ren's Stimme gehört und so beschloss der Wolfsjunge, besser nicht nachzufragen, oder zumindest nicht hier und jetzt.

"Ja, ich denke schon. Ist ja nicht viel passiert." Ren lächelte etwas unsicher. Er dachte darüber nach, was ihm sein Vater einmal erzählt hatte. Ren, ich kann diese zerstörerische Kraft in dir zwar versiegeln, aber damit bändige ich sie nur für kurze Zeit. Ich bin bei weitem nicht so stark wie eines der Elemente. Das Siegel wird mit der Zeit immer schwächer. Irgendwann ist es so löchrig, dass deine Kräfte bei einem Wutausbruch nach draussen sickern. Deshalb muss ich es in regelmässigen Abständen erneuern. Bisher hatte Ren zwei grosse Wutausbrüche gehabt an die er sich erinnern konnte, bei denen er unwillkürlich seine Umgebung verbrannte. Einen als er sieben war, den anderen im Alter von 12. Ren zuckte leicht zusammen, als er die logische Schlussfolgerung daraus zog: Das Siegel musste alle fünf Jahre erneuert werden, oder Ren würde alles in seiner näheren Umgebung verbrennen. Ren fluchte innerlich. Sein Vater hatte an alles gedacht - sogar an einen Peilsender, um Ren davon abzuhalten wegzulaufen. Aber dem ach so tollen Supergenie war natürlich nicht in den Sinn gekommen, ein mickriges kleines Siegel mal kurz zu erneuern und damit ein Internat vor der totalen Zerstörung zu retten. Ren seufzte und sah zur Uhr. Bald war die Stunde vorbei. Na wenigstens etwas Positives.